Wirtschaft und Umweltschutz zusammenführen

    Nachhaltigkeit hat das Ziel, Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen. Das Swiss Green Economy Symposium in Winterthur bringt hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an einen Tisch.

    (Bilder: SEGS) Geniale Köpfe für die Nachhaltigkeit: Das Swiss Green Economy Symposium fördert den Austausch unter Unternehmern, Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern.

    Nachhaltigkeit ist ein grosses Wort. Heute gibt es kaum mehr eine Publikation, die ohne den Begriff auskommt. Wenn das Wort redlich eingesetzt wird, dann ist damit das Streben nach der Quadratur des Kreises gemeint, die gleichzeitig ökonomisches, ökologisches und gesellschaftliches Handeln in Einklang bringt. Im Ergebnis kann man damit einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. Diese einfache, fast freche Aussage ist durchaus ernst gemeint: Wer Nachhaltigkeit ernst nimmt, will ein Weltverbesserer sein – und dies in einem positiven, und nicht wie so oft klischeehaft kolportiert, zynischen oder abschätzigen Verständnis. Als Veranstalter der Lifefair Foren und des Swiss Green Economy Symposiums erleben wir dies mehrfach pro Jahr: Die Menschen, die sich als Vertreter von Unternehmen, Politik, Wissenschaft oder Zivilgesellschaft bei uns über Nachhaltigkeit austauschen, sind bestrebt, die Welt besser zu machen. Das ist eigentlich erstaunlich, denn es klingt unmodern und fast ein bisschen naiv. Dennoch ist es wahr.

    Im Dialog die Welt verbessern
    Diese Botschaft an alle Zyniker: Die Welt verbessern, dies geht natürlich nicht immer einfach, schon gar nicht ohne Konflikte – aber es geht und zwar nur im Dialog. Vor 10 Jahren haben wir mit der Arbeit begonnen, Nachhaltigkeit mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und NGOs zu diskutieren. Vielseitig, vielschichtig und divers: Mit dem Lifefair Forum und dem Swiss Green Economy Symposium sind damals die Plattformen entstanden, die bis heute über 10’000 Menschen zusammengebracht haben. Diese Plattformen helfen mit, komplexe Probleme auf den Tisch zu bringen und die Menschen miteinander zu verknüpfen, welche Lösungen finden wollen und eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung befürworten. Getragen werden diese Plattformen durch Unternehmen, Behörden, Beiräte und zahllose mitwirkende Helfer und Teilnehmer, die sich jedes Jahr engagieren, und so den Gedanken weitertragen.

    Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung vertreten wir die unumstössliche Ansicht, dass eine echte gelebte Nachhaltigkeit nur dann möglich ist, wenn Organisationen den Dialog aushalten und sich Fragen stellen und stellen lassen, die substanziell sind. Also Fragen, die an die Substanz gehen. Echte Nachhaltigkeit öffnet sich der Diskussion, dem stetigen Hinterfragen. Dies ist alles andere als leicht. Deshalb ist es verständlich, dass nicht alle gleichermassen dazu bereit sind.

    Wie erzielen wir Gewinne für Gesellschaft, Umwelt und Unternehmen? Das ist eine der Fragen, die am Swiss Green Economy Symposium gestellt werden.

    Konstruktiv-kritischer Dialog ist nicht leicht auszuhalten. Dies gilt ausnahmslos für alle Interessengruppen – Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und NGOs. Diese bilden oft in sich geschlossene Communitys mit je eigenen Denk- und Glaubensgebäuden, mit etablierten Grundsätzen und mit Tabus. Echter Dialog erfordert die Öffnung, die Bereitschaft, dass man in Frage gestellt wird. Dass Grundsätze systematisch auf ihren Erklärungsgehalt und Wahrheitswert abgeklopft werden. Eigennütziges Greenwashing, kollektives Bashing, medial-befeuerte Skandalisierung, einseitige Schuldzuweisungen und eifersüchtige Verweigerung der Zusammenarbeit, weil der andere zuerst die gute Idee hatte, werden durch verständnisvolles Zuhören abgelöst. Zuhören heisst aber nicht zustimmen. Echter Dialog ist keine Harmonieveranstaltung, welche über tatsächliche Meinungsverschiedenheiten einen süssen Zuckerguss der Einigkeit giesst.

    Echter Dialog braucht von allen Seiten Toleranz – und Toleranz bedeutet auch, unangenehme Themen auszuhalten. Man muss auch damit umgehen, dass man bei manchen Fragen eingestehen muss: Wir haben noch keine Antwort!

    Nachhaltigkeit braucht geniale Köpfe
    An dieser Stelle möchten wir einen Einblick in ein paar Erlebnisse geben, die ermuntern sollen. Wir wollen, dass immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig eine Dialogkultur ist, um nachhaltige Ziele zu verfolgen. Das diesjährige Swiss Green Economy Symposium vom 2./3. September in Winterthur trägt das Motto «Nachhaltigkeit braucht geniale Köpfe». Es sind Vorschriften und Verbote, die uns voranbringen, sondern es braucht ein kreatives Umfeld, das die klügsten Köpfe zusammenbringt und die besten Ideen generiert. Pioniergeist und Innovationen sind die Basis des Fortschritts und der Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft. Mit «Innovationsforen» zu aktuellen Themen vertiefen wir diesen Ansatz am Swiss Green Economy Symposium.

    Gewinn muss sein
    Frühere Symposien widmeten sich dem lustvollen Umgang mit Nachhaltigkeit oder standen unter dem Motto «nachhaltige Gewinne». Auch hier liess die Reaktion nicht lange auf sich warten. Gewinn oder Profit wurden teilweise einseitig als «Überprofit» oder als ungerecht- fertigte Abzocke und Bereicherung verstanden. Dabei hatten wir etwas anderes im Sinn: Darüber zu sprechen, wie wir Gewinne für Gesellschaft, Umwelt und Unternehmen erzielen können. Es war uns wichtig, die Diskussion darüber anzustossen, welche Gewinne wir erzielen wollen und wie wir sie genau messen. Bitte stellen Sie sich die Frage: Kann etwas nachhaltig sein, das nicht gleichzeitig einen ökologischen, sozialen oder ökonomischen Mehrwert bringt? Wir erleben in unserer Arbeit immer wieder, wie schwierig und gleichzeitig wie wichtig es ist, Grenzen zu überschreiten und die eigenen und fremden Vorstellungen zu hinterfragen. Erst diese Offenheit und die Bereitschaft zum Dialog macht innovative Lösungen möglich.

    Nur so können wir die Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversität, soziale Gerechtigkeit, Schaffung von Wachstum und Wohlstand anpacken. Alle Themen, die im Rahmen der siebzehn Nachhaltigkeitsziele der UNO zusammengefasst sind, bedürfen einer sachlichen, ergebnisoffenen und wissenschaftlich fundierten Diskussion, welche Lösungsvorschläge hervorbringt, die dann in einem gesellschaftspolitischen Prozess diskutiert werden. Als Alternative zu ideologischen Positionsbezügen, zum Festhalten an Dogmen oder zur Weigerung, sich auf einen konstruktiven, freudvollen und kreativen Weg zu begeben, wollen wir durch Dialog in einer konstruktiven Atmosphäre einen Beitrag leisten, damit gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Fortschritt möglich ist.

    Anne Le Duc


    Zur Person: Anne Le Duc ist CEO von Lifefair, welche unter anderem das Swiss Green Economy Symposium am 2/3. September 2021 in Winterthur organisiert. Mit rund 900 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und von NGOs ist das Swiss Green Economy Symposium der umfassendste Anlass in der Schweiz für Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Die «Umwelt Zeitung» ist Medienpartner des Swiss Green Economy Symposium.

    www.sges.ch

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